From Visitors & Associated Organisations
GIS Chennai – Ein Vorbild für deutsche Schulen
Die tjfbg gGmbH ist ein Träger der Kinder- und Jugendhilfe in Berlin. Unter dem Motto „Pädagogik aus einer anderen Perspektive“ fand vom 01.02.-10.02.2019 eine Projektreise nach Chennai, Südindien, statt. Während der Projektfahrt wurden verschiedene soziale Einrichtungen besucht. Vom Kindergarten bis hin zu Berufsbildungsstätten für benachteiligte Kinder und Jugendliche aus bildungsfernen und finanzschwachen Hintergründen.
Eine Station der Projektreise war die German International School (GIS), die uns die Möglichkeit gab, für einen Tag zu hospitieren.
Das Leitkonzept orientiert sich an dem holistischen Ansatz, welcher in allen Bereichen der Schule erkennbar ist. Die Schülerinnen und Schüler (SuS) werden als unabhängige und selbstdenkende Individuen gesehen, die in ihrer Autonomie weiter gestärkt werden müssen. Das Ziel der pädagogischen Mitarbeiter ist es, die SuS so individuell wie möglich zu unterrichten und sie auf ihrem aktuellen Entwicklungs- und Kenntnisstand abzuholen. Hierbei hat die Schule zwei Systeme eingeführt. Zum einen gibt es jahresübergreifende Level-Klassen, in denen die SuS ihrem Kenntnisstand nach unterrichtet werden. Es kann also vorkommen, dass im Deutschunterricht für Anfänger SuS aus allen Jahrgangsstufen zusammenkommen. Zum anderen gab es eine sehr spannende und für uns neue Art des Unterrichts – die sogenannten Learning Offices. In den ersten Klassen bis hin zu den Abiturklassen wird der Unterricht mit Learning Offices ergänzt, in denen die SuS in praktischen Projekten den Unterrichtsstoff vermitteln bekommen. Das Konzept lebt vor, dass wirkliche Erfolge beim Erlernen neuer Fähigkeiten erst dann eintreten, wenn etwas selbst ausprobiert und ausgeübt werden kann. Dazu gehört auch die anschließende gedankliche Auseinandersetzung in Form einer Selbstreflexion: „War war gut? War hat sofort geklappt? Wo gab es Probleme?“. Antworten auf Fragen wie diese gehören zum Prozess des Learning-by-doing, um den maximalen Nutzen aus der praktischen Erfahrung zu ziehen. Durch dieses System ist es der Schule möglich, drei Kinder mit einer Autismus-Spektrum-Störung in den Unterricht einzubinden und ihrem Lernstand entsprechend zu fördern.
Zum holistischen Weltbild gehören auch die Ernährungseinstellung und die damit verbundenen ethischen Aspekte und Folgen für die Umwelt. Als weltoffene Einrichtung will die Schule den Kindern nicht nur die Bedeutung von Nachhaltigkeit und Verantwortung vermitteln, sondern auch deren Verbindung zu Tieren stärken. Dafür leben auf dem Schulgelände zahlreiche Tiere, die alle aus schlechten Bedingungen gerettet oder aus Tierheimen adoptiert wurden. Von Anfang an war ein großer Zusammenhalt zwischen den SuS spürbar. Nicht nur die in der Schule ausgehängten selbstgestalteten Plakate, welche die Diversität, Interkulturalität und Wünsche der Schülerschaft ausdrücken, sondern auch das gemeinsame Mittagessen, die jahresübergreifenden Level-Klassen und der respektvolle Umgang bilden die Basis für das gemeinschaftliche Miteinander.
Wir waren beeindruckt, wie engagiert und leidenschaftlich die pädagogischen Fachkräfte vor Ort arbeiteten. Die verschiedenen Lernsysteme und der ganzheitliche Ansatz geben den SuS die Chance, individuell und interessensgesteuert zu lernen und trotzdem gleichzeitig wichtiger Bestandteil des Organismus in der Schule zu sein. Das Konzept der Schule ist innovativ und orientiert sich an den Interessen der SuS. Damit kann die Einrichtung ein großes Vorbild für deutsche Schulen sein.
Wir bedanken uns bei der German International School für die vielen neuen Eindrücke, Erfahrungen und die Gastfreundschaft.
Jan Herfordt
Koordinator Freiwilligendienste “Nord”
Technische Jugendfreizeit- und Bildungsgesellschaft (tjfbg) gGmbH
(Geschäftsstelle Bremen/Germany)